Durchsetzungsvermögen von Frauen

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Frauen sind im Studium mit anderen Herausforderungen konfrontiert als Männer. Insbesondere in MINT-Fächern, wie sie an der Hochschule Mittweida vorherrschen, sind sie unterrepräsentiert und werden aufgrund von Stereotypen oft nicht ernstgenommen. Was können Sie tun, um sich durchzusetzen?

Warum brauchen Frauen mehr Durchsetzungsvermögen?

Nach wie vor sprechen zahlreiche Stereotype Frauen Fähigkeiten, Kompetenzen und Begabungen ab, vor allem im technischen Bereich. Effekte dieser Stereotypen zeigen sich beispielsweise in herablassendem Erklären (Mansplaining), weniger anspruchsvollen Aufgaben oder der Infragestellung ihrer Arbeit. Viele Frauen haben diese Stereotype auch selbst verinnerlicht (internalisierte Misogynie) und schätzen ihre eigenen Fähigkeiten als gering ein. Das kann dazu führen, dass sie in fachlichen Gesprächen wie in Seminardiskussionen weniger beitragen, seltener abweichende Meinungen vertreten und ihre Leistungen herunterspielen. Da sowohl das Studium als auch die Berufswelt oft von Konkurrenz geprägt sind, verringern Frauen damit ihre eigenen Chancen. Neben dem Abbau der geschlechtsspezifischen Stereotypen ist es deshalb notwendig, dass Frauen Durchsetzungsvermögen entwickeln.

Starke Frau oder Zicke?

Leider enden die Stereotypen und Abwertungen nicht, wenn eine Frau sich durchsetzt und behauptet. Vielmehr kommen dann neue Bilder: Eine Frau, die zu ihrer Meinung steht und offen eine andere Position vertritt, gilt als „Zicke“. Oft wird ihr unterstellt, sie habe ein Problem mit Männern, könne keine Kritik vertragen oder sei hormonell bedingt launisch. Interessanterweise gibt es gegenüber Männern mit hohem Durchsetzungsvermögen keine solchen abwertenden Bilder. Durchsetzungsvermögen wird bei Männern als natürliche Eigenschaft gesehen, bei Frauen dagegen widerspricht es dem populären Geschlechterbild. Darüber spricht auch Tatjana Oestreicher in diesem Video:

Tipps für mehr Durchsetzungsvermögen

  1. Lernen Sie zu verstehen, nach welchen Regeln die Kommunikation in bestimmten Bereichen, wie einem Seminar, funktioniert. Wessen Ansichten werden ernstgenommen und warum? Wie sind Redeanteile verteilt, wer verhält sich dominant, wer zurückhaltend? Wem wird Respekt entgegengebracht und warum? Nur wenn Sie das verstehen, können Sie Ihre Position aktiv gestalten.
  2. Lernen Sie sich und Ihre Ziele kennen. Stehen Sie gern im Mittelpunkt oder sind sie eher ruhig? Von wem wünschen Sie sich Anerkennung? Was sind Ihre Ziele in einem bestimmten sozialen Kontext und in einer Situation?
  3. Bilden Sie sich eine Meinung. Was sind Ihre Ansichten in dem Themenbereich, um den es geht? Welchen moralischen Maßstäben fühlen Sie sich verpflichtet? Wo können Sie Kompromisse eingehen und bis zu welchem Punkt?
  4. Fangen Sie langsam an. Beginnen Sie, sich aktiv zu beteiligen, vielleicht erst einmal mit einem Redebeitrag pro Sitzung, und steigern Sie das langsam. Gehen Sie ein wenig über Ihre Komfortzone hinaus, aber nicht so weit, dass es Sie beängstigt.
  5. Stellen Sie Fragen. Gerade im Studium geht es darum, Dinge zu lernen, die man noch nicht weiß. Stark ist nicht, zu tun, als wisse man bereits alles, sondern Wissenslücken zuzugeben und Lernwillen zu zeigen. Wenn Sie etwas nicht verstanden haben, sind Sie sicherlich nicht die Einzige, andere trauen sich nur nicht zu fragen und werden dankbar sein, wenn Sie es tun.
  6. Haben Sie keine Angst vor Kritik. Es gibt immer Menschen, die andere Meinungen haben als Sie. Hören Sie sich diese Meinungen an und seien Sie offen dafür, Ihre zu ändern. Tun Sie das gleichzeitig nicht, wenn Sie nicht wirklich überzeugt sind oder sich unter Druck gesetzt fühlen. Egal, für was Sie einstehen, irgendjemand wird immer Kritik daran haben.
  7. Zeigen Sie Stärken und Schwächen. Für ein Projekt sollen Fotos gemacht werden und Fotografieren ist Ihre Leidenschaft? Sagen Sie, das können Sie übernehmen. Ihnen sind die Bilder nicht gelungen? Geben Sie das zu und bieten Sie an, bessere zu machen. Niemand macht alles perfekt. Es wird Ihnen mehr Respekt verschaffen, sich dessen bewusst zu sein, als so zu tun, als wären Sie die Ausnahme.
  8. Lassen Sie sich von Rückschlägen nicht entmutigen. Es wird immer jemanden geben, der Sie nicht anerkennt. Bei manchen können Sie vielleicht den Dialog darüber suchen, bei anderen werden Sie hilflos sein. Aber zweifeln Sie deshalb nicht an sich selbst. Sie können kaum beeinflussen, was andere über Sie denken, aber Sie können beeinflussen, was Sie selbst über sich denken.